Wer mit dem Laufen anfängt, fragt sich vor allem, welche Ausrüstung benötigt wird. Laufsport-Spezialist Ingo Damnitz von “Lauflust” verrät im Interview unter anderem, woran man gute Laufbekleidung erkennt und weshalb Baumwolle ein No-Go ist.
Stellt euch vor, ein*e Laufanfänger*in kommt in euren Laden und will sich für das erste Mal Laufen ausrüsten: Was würdet ihr alles als Equipment empfehlen?
Ingo Damnitz: Das Wichtigste sind die Schuhe. Mit falschem Schuhwerk kann ich den meisten Schaden an meinem Körper anrichten. Hier sollten oder besser noch dürfen keine Abstriche gemacht werden. Bei der Bekleidung muss man dann zusammen mit dem Kunden erarbeiten, was sinnvoll ist. Da spielt es eine Rolle ob der Kunde eventuell schon Bekleidung aus anderen Sportarten besitzt. Wichtig ist, dass man von unten nach außen vorgeht. Also die unterste Schicht, die auf der Haut aufliegt, ist erst einmal das Wichtigste. Und dann nach außen vorarbeiten. Je nach Budget. Laufbekleidung ist auch ein gutes Geschenk. Wer also Lücken in seinem Portfolio entdeckt, hat die Möglichkeit seiner Familie oder Freunden hier Wünsche zu nennen. Es ist für jedes Budget was dabei. Von der Laufsocke bis zur Jacke.
Unterste Kleidung beim Laufen die Wichtigste
Worauf muss ein Läufer beim Kauf von Kleidung achten? Was macht eine gute Kleidung beim Laufen aus?
Ingo Damnitz: Der wichtigste Punkt ist, dass die Bekleidung atmungsaktiv ist. Sie sollte also den Schweiß nach außen entweichen lassen. Die Materialien und die Verarbeitung sind vielfältig und im Einzelnen hilft hier auch der Fachhändler weiter. Die Baumwolle gehört übrigens nicht zu den Materialien, die man hier bevorzugen sollte. Die Baumwolle saugt zwar gut die Feuchtigkeit auf – was erst einmal großartig klingt – durch das Aufquellen der Faser wird dann aber ein weiterer Feuchtigkeitsabtransport verhindert. Der perfekte Sitz ist auch zu beachten. Durch eine gute Passform werden Scheuerstellen vermieden. Die Optik spielt für die Funktion keine Rolle, lediglich für den Spaßfaktor. Laufen in einer schönen Bekleidung – da fühlt man sich wohler und es fällt leichter. Es ist unser Hobby, da kann man darauf schon einmal Wert legen.
Was sollte gute Kleidung fürs Laufen kosten? Gibt es Qualitätsunterschiede bei verschiedenen Herstellern, auf die man achten sollte?
Ingo Damnitz: Die Qualität lässt sich nicht am Preis festmachen, das wäre schön und einfach. Grundsätzlich sollte die Bekleidung, genau wie die Schuhe, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden. Zum Beispiel braucht niemand, der Läufe bis 50 Minuten macht, eine Jacke die 5 Stunden den Regen abhält. Also auch hier sollte man sich beraten lassen. Sicher kann man aber sagen, dass ein Shirt für 7,95 Euro vielleicht auch aussieht wie ein Laufshirt und man auch damit zurechtkommen kann. Nur bitte ich hier zu bedenken, wie ein Shirt zu so einem Preis wohl produziert wurde. Wer aber etwas sparen möchte, kann ja einmal bei seinem Fachgeschäft in der Nähe nachfragen. Viele haben sehr gute Bekleidung aus dem Vorjahr zu günstigen Preisen. On Top bekommt man hier auch noch viele nützliche Tipps zu Training, Wettkampf eventuellen Problemen und mehr.
“Die Qualität ist entscheidend”
Wie steht ihr zu Kompressionskleidung? Wie nützlich ist sie?
Ingo Damnitz: Kompressionsbekleidung ist über die Kompressionssocken bekannt geworden. Bei den Socken ist sie auch absolut sinnvoll, spürbar und ich kann nur jedem empfehlen, solche Socken einmal zu probieren. Wie bei allem ist auch hier die Qualität entscheidend. Es reicht eben nicht, etwas sehr Enges anzuziehen. Sonst könnte man einfach alles eine Nummer kleiner kaufen. Der Druck, also die Kompression, sollte schon an den richtigen Stellen ausgeübt werden. Marken wie CEP und Compressport sind hier führend. Und die Genauigkeit des ausgeübten Drucks ist auch das Hauptproblem bei der Bekleidung. An den Waden haben wir einen relativ kleinen, dünnen Muskel. Hier lässt sich der Druck sehr genau dosieren. Bei größeren Muskeln, wie zum Beispiel dem Oberschenkel, ist das schon schwieriger. Aber auch hier haben Kompressionshosen Vorteile. Durch die exaktere und detailgenauere Bauweise halten sie den Muskel fester und minimieren so das Schwingen der Muskulatur beim Aufprall auf den Boden. Der Effekt ist spürbar und sehr angenehm. Ein Ermüden der Muskulatur wird so auch verlangsamt. Den gleichen „Nebeneffekt“ haben wir übrigens auch bei den Socken. Bei der Oberbekleidung liegt der Vorteil eher in der Verbesserung der Haltung, weniger in der Kompressionswirkung.
Wie wichtig sind extra Laufsocken?
Ingo Damnitz: Ein KANN kein MUSS. Wichtig ist, dass die genutzten Socken möglichst keine Nähte haben und passgenau sitzen. So werden Blasen und Druckstellen vermieden. Eine Laufsocke erfüllt alle diese Kriterien.
Wenn ein* Laufanfänger*in nicht so viel Geld in die Hand nehmen möchte beim Kauf: Wo könnte man eher sparen – Bei den Schuhen oder der Kleidung? Oder würdet ihr sagen, alles ist gleich wichtig?
Ingo Damnitz: Bei den Schuhen kann und darf man auf keinen Fall sparen. Wie schon vorher erwähnt, besteht hier die Gefahr, dass ich meinem Körper dauerhaft schade. Und das Ziel ist doch eigentlich das Gegenteil!
Auch hier wieder wirklich ein sehr lesenswerter Beitrag. Allen hier angesprochenen punkten muss man wohl als Läufer zustimmen, ABER…Erzählt mal meiner Frau, … // Die Optik spielt für die Funktion keine Rolle //… da würde es wilde Proteste geben. 🙂
Spaß bei Seite, neben der gegeben Funktion, muss einfach der Tragekomfort stimmen. Das ist für mich das A und O.
Zum Thema keine Baumwolle muss ich persönlich sagen, dass ich es gerade an kälteren Tagen liebe, einfach mit kurzer Hose und Funktionsshirt und darüber einen Hoodie zu laufen. Das sorgt bei mir für den gewissen Wohlfühlfaktor und speziell die langsamen Läufe werde dadurch erträglich.
Ansonsten möchte ich mich dem Ingo aber anschließen: Bitte, bitte. bitte nicht bei den Laufschuhen sparen!
In dem Sinne – keep on running
Vielen Dank für Dein Feedback 🙂 Ich bin auch ein Fan der kurzen Hose, soweit es von den Temperaturen her irgendwie geht. Das fühlt sich einfach freier an. 🙂 Dafür nehme ich auch ein bisschen Frösteln in Kauf.
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