Viele Menschen, die mit dem Laufen anfangen, tappen oft in die gleiche Falle. Sie setzen sich gleich zu Beginn riesige Ziele (was ja per sé nichts Schlechtes ist) und laufen mit Feuereifer los. Zunächst klappt das auch ganz gut, die Abenteuerlust und die Magie des Neuanfangs erleichtern die ersten Schritte und Läufe. Schnell will man immer mehr und mehr. Doch schon bald macht der noch untrainierte Körper die ersten Zicken – das Laufen fällt nicht mehr so leicht wie zu Beginn. Unzufriedenheit gesellt sich zur Erkenntnis, dass die hochgesteckten Ziele meilenweit entfernt sind. Aus Frust werden die Laufschuhe erstmal links liegen gelassen. Später wird nochmal ein neuer Versuch gestartet – mit dem Wissen, dass man jetzt quasi wieder bei Null anfängt. Dabei wollte man doch zu dieser Zeit schon viel fitter sein. Das frustriert erneut, irgendwann bleiben die Schuhe dann ganz in der Ecke liegen.
Das kommt Dir bekannt vor? Dann Herzlich Willkommen im Club: Mir ist es auch so ergangen, als ich mit dem Laufen angefangen habe. Ich wollte zu viel auf einmal (fitter werden, Ernährung komplett umstellen, Halbmarathon und Marathon, schneller werden, aber auch viel weiter laufen – und das am liebsten alles noch in einem Jahr) und das konnte natürlich gar nicht funktionieren. Das hat mich demotiviert. Heute liebe ich es zu laufen, gehe seit über 10 Jahren meiner Leidenschaft nach und setze mir immer neue Ziele. Im Folgenden möchte ich 10 Tipps mit Dir teilen, wie auch Du dauerhaft Spaß am Laufen haben kannst:
1. Lerne, langsam zu laufen
Ich weiß, das klingt kurios – ist aber gerade zu Beginn eine echte Hilfe. Viele Anfänger – mich damals eingenommen – laufen nämlich viel zu schnell, anstatt sich ihre Kräfte einzuteilen. Dabei sollte der Körper langsam an die neuen Belastungen herangeführt werden. Das sorgt für weniger Schmerzen, Verletzungen und Frust – und damit auch für mehr Spaß und Motivation. Konkreter Tipp: Wechsle am Anfang schnelles Gehen mit laufen ab (z.B: 5 Minuten laufen, 5 Minuten schnelles Gehen…)
2. Setz Dir realistische Ziele
Ich bin ein großer Fan davon, sich Ziele zu setzen. Wenn man weiß, wofür man etwas tut, fällt es oft viel leichter, auch in schwierigen Phasen dranzubleiben. Wichtig ist aber, Ziele zu haben, die auch wirklich erreichbar sind. Daher mein Tipp: Sei ehrlich zu Dir und plane deine Vorhaben so, dass Du auch wirklich die Chance hast, sie umzusetzen. Denn verpasste Ziele können ein richtiger Motivationskiller sein. Hilfreich ist es auch, den Weg zum Ziel in kleinen Schritten zu gehen. Setz Dir Zwischenziele und belohne Dich, wenn Du sie erreicht hast. Außerdem empfehle ich Dir, Deine Ziele schriftlich zu fixieren – das schafft noch mehr Verbindlichkeit.
3. Gib Dir etwas auf die Ohren
Keine Angst, hier ist nicht gemeint, dass Du dich züchtigen sollst, wenn es mal nicht läuft. 😉 Hier geht es darum Deinen Lauf mit Musik, Storyruns oder Podcasts aufzupeppen. Wusstest Du, dass Lieder, die auf bestimmte Beats per Minute getrimmt sind, nachweislich die Laufleistung erhöhen? Wenn Du mir nicht glaubst, hör mal bei deinem nächsten Lauf “I´m Still Standing” von Elton John und schau, was Deine Füße so machen ;-). Ich kann Dir außerdem diese Playlist
empfehlen, da sie einen guten Mix aus langsamen und schnellen Titeln bietet. Bei längeren Strecken packe ich mir oft einen guten Podcast mit ein, damit es nicht so eintönig wird. Ich bin ein großer Fan des "Was läuft? Podcast"
und des "Running Podcast"
. Wenn Du beim Laufen nicht auch noch hören willst, wie andere über das Laufen sprechen, kannst Du natürlich auch einem Hörbuch oder anderen Podcasts lauschen. Ausprobieren kannst Du auch Storyruns, bei denen dein Lauf in eine spannende Geschichte eingebettet wird. Hier kommen vor allem Gamification-Fans auf ihre Kosten.
4. Dein Lauf als Film
Diese Methode solltest Du nicht zu oft einsetzen, da sie sich ansonsten schnell abnutzt. Und so geht´s: Erinnere Dich vor Deinem Lauf an jemanden, der Dich zuletzt sehr geärgert hat. Das kann ein Arbeitskollege sein, der etwas Verletztendes gesagt hat, ein Streit, der Dich traurig gemacht hat oder etwas ganz anderes. Wichtig ist, dass Du die beteiligten Personen so gut wie möglich im Kopf hast. Und jetzt stell Dir vor, Dein Lauf wird in bestem Ultra HD aus allen Perspektiven gefilmt und die oben erwähnten Menschen sehen Dir live zu. Jetzt willst Du Dir nicht die Blöße geben vor dem Ende aufzugeben und wirst zusätzliche Energie freisetzen. Diese Methode eignet sich auch ganz gut, um Ärger abzubauen.
5. Variiere Deine Strecken
Am Anfang oft die gleiche Strecke zu laufen, ist total okay. Das habe ich auch so gemacht. Man sucht sich einen Weg, von dem man weiß, dass man ihn gut packt und auf dem man sich wohl fühlt. Aber auf Dauer immer an den gleichen Häusern, den gleichen Baumstämmen und den gleichen Steinen vorbeilaufen? Das kann schnell langweilig und demotivierend werden. Deswegen empfehle ich Dir, mehrere Strecken in deiner Umgebung auszuprobieren, zwischen denen du dann wechseln kannst. Das schafft nicht nur Abwechslung, sondern aktiviert auch Deine Entdeckerlust. Ich finde es außerdem furchtbar, Strecken zu laufen, bei denen ich auf halbem Weg umkehre und den gleichen Weg wieder zurückgehe. Deswegen suche ich mir immer Rundwege.
Dann will ich doch mal die Chance nutzen und dir einen Kommentar dar lassen 🙂
Ach ich laufe jetzt auch ernst zunehmend, seit ca. 3 Jahren. Mal mehr mal weniger effektiv und ausdauernd. Dieses Jahr läuft es echt gut. Bis auf wenige krankheitsbedingte Wochen, habe ich meinen Rhythmus gefunden und komme auf meine 30-50 Wochenkilometer.
Zu Punkt 1 kann ich leider nicht viel sagen. Auch vor dem Laufen schon, hab ich vieles an Sport getrieben und war recht fit.
Punkt 2 jedoch ist glaube ich für jeden Laufer auch nach Jahren noch so eine Sache. Ich höre immer wieder das Laufen zu einer Droge werden kann – ja, kann es bestimmt. Ich persönlich muss aber sagen, wenn ich kein Ziel vor Augen habe, wird es für mich schwierig mich zu Motivieren. Daher hab ich dieses Jahr quasi eine Jahresplanung gemacht um mich einmal komplett zu motivieren und somit das Ziel 1000km in 2020 zu erreichen. Dann kam jedoch Corona und alles ist anders. Keine Laufveranstaltungen mehr und schon schwindet die Motivation wieder etwas. Durch die vielen virtuellen Läufe, habe ich den Schweinehund aber halbwegs im Griff aktuell 🙂
Punkt 3 kann ich nur beipflichten. Es gibt viele tolle Podcast’s da draußen und wer nicht zwingend einen über das laufen hören will beim laufen, findet auch zu allen anderen Themen was. Guter Tipp auf jeden Fall. Und ja – auch mich begleiten Martin und Volker auf dem ein oder anderen Lauf. 🙂
Punkt 4: Noch nie getestet, aber ich werde es mal im Hinterkopf behalten.
Punkt 5 ist gerade wenn man in der Stadt wohnt schwieriger als auf dem Land. Dennoch kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen. Wenn man durchweg nur ein und die selbe Runde läuft, verliert man irgendwann die Motivation. In dem Fall hilft es aber, die Runde vll einmal andersrum anzugehen. Bei uns in der City gibt es Gott sei dank einen großen See, einen riesigen Schlossgarten und einen schönen Stadtwald. Langweilig wird mir also was die Strecken angeht auf jeden Fall nicht 🙂
Jetzt noch ein Tipp von mir:
Vergleicht euch nicht mit anderen. Speziell wenn man Laufanfänger ist sieht/hört man vielleicht viele Zeiten und Kilometerzahlen von anderen Läufern. Gerade in den sozialen Medien ist doch schon recht viel los, wenn man einen entsprechenden Kreis an Leuten hat. Privat merke ich das selbst, wenn ich dann höre – in dem Tempo werde ich das nie schaffen. Das muss man auch gar nicht. Das wichtigste ist doch, dass es einem beim laufen gut geht und man nicht den Zwang spürt unbedingt 110% geben zu müssen, weil man sonst als lahme Ente da steht.
Ich nehme an das keiner – und ich möchte jetzt keinem auf die Füße treten 🙂 – jemals sein Geld mit dem laufen verdienen wird. Von daher genießt die Läufe und genießt die persönlichen Steigerungen. Denn die werden kommen wenn ihr dran bleibt. Versprochen.
So, dass war es nun aber. Genug zu dem Thema 😉
Viele Grüße
Hey Ronny,
vielen Dank für Deinen tollen Kommentar – sehr lesenswert. 🙂
Vor allem. was Du am Ende schreibst, unterstreiche ich total und finde ich eine sehr schöne, wichtige Ergänzung zum Beitrag: Jeder Läufer sollte so laufen, dass er sich selbst damit wohl fühlt – ohne zu sehr auf die anderen zu schauen. Leistungsdruck gibt es in unserer Gesellschaft ohnehin schon viel zu viel und ich finde gerade am Laufen schön, dass es eher darum geht, den eigenen “Schweinehund” zu besiegen und nicht andere ständig übertrumpfen zu wollen. Öfters einfach auch mal dankbar sein, dass man gesund ist und Sport treiben kann – das erdet total.
Beste Grüße
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